Alte Saecke und Katheter
Alte Saecke und Katheter. Das gehört irgendwie zusammen finden Sie? Fand ich eigentlich bis vergangenen Freitag nicht. Na gut, Blasenkatheter irgendwann mal nach einer Operation. Längst vergessen, ad acta gelegt, abgehakt. Jung und dynamisch drüber gestanden. Hach, so ein Katheterchen. Längst Geschichte. Dann holt einen plötzlich die Geschichte ein.
Alles fängt damit an, dass der freundliche junge Arzt "Oha" sagt, einfach nur "Oha" und dabei mit schmal geschlitzten Augen auf den Bildschirm starrt. Bis eben war noch alles gut.
"Was ist?", fragt die verunsicherte alte Saeckin.
"Na, gut wäre schon besser gewesen", sagt der Arzt, "Da werden wir lieber mal einen Katheter legen lassen"
Die alte Saeckin fragt sich, wie ein Herzsonogramm und ein Belastungs-EKG dazu führen können, dass ein Katheter gelegt werden muß. Sie geht in sich: keine Blasenschmerzen, keine Inkontinenz, keine Harnverhaltung und was der Unannehmlichkeiten mehr sind.
"Wieso Katheter?", fragt die alte Saeckin vorsichtig, als spräche sie zu einer Ladung Sprengstoff.
"Schlechte Werte. Kann man nix sicher sagen. Vielleicht ist irgendwas zu. Ist aber höchstens so sicher wie ausgewürfelt", nuschelt der Mediziner.
"Irgendwas zu?", echot die alte Saeckin, "Was ist zu??"
"Weiß ich nicht. Muß man nachgucken, kann alles mögliche sein, Gefäße eben, ums Herz rum. Tut ihnen was weh?"
"Nein", antwortet die alte Saeckin wahrheitsgemäß, "Nie. Na, selten jedenfalls"
"Brustbein?" fragt der Arzt.
"Hab ich"
"Nein ich meine Schmerzen"
"Hab ich selten"
"Am Brustbein?"
"Manchmal"
"Ahaaaa. Sehen sie. Müssen wir einen Katheter machen."
"Aber meine Blase ist ganz in Ordnung"
" - . - ?"
"Ich brauche keinen Kahteter!"
"Ihre Herzkranzgefäße müssen wir untersuchen. Ich meine einen Herzkatheter"
"Oh"
"Ja"
"Aha"
Nach einigen dehydrierten Erklärungen meldet man die alte Saeckin in der Herzklinik an. Dann entlässt man sie in Gnaden in eine vorläufige und furchtsame Freiheit.
Drückt es da nicht schon wieder hinter dem Brustbein? Und diese Schmerzen im Rücken, wirklich nur Verspannung? Ach Gottchen, wo hat sich denn bloß plötzlich der hundsgewöhnliche Alltag hin verkrochen?
Drohend klappert morgens der Postkastendeckel. Werbung, zum Glück nur Werbung heute. Warten auf einen Termin. Alltägliches tun und den Alltag trotzdem nicht finden. Neidvoll zur Nachbarin hinüberstarren die Fenster putzt, die Straße fegt und den Fifi Gassi führt. Die hat mehr Alltag als sie braucht.
Die alte Saeckin wünscht sich einen Katheter mit dem man ein wenig Alltag zuführen kann. Dumm-bräsiges Dahintreiben in einer Putzeimerfüllung mit mittelhohen Schaumbergen. Schöner Alltag.
Aber die alte Saeckin surft auf hohen Blutdruckwerten und tiefer gelegten Zukunftsaussichten durch Tage die ihr nur noch sehr teilweise gehören.
Dankbar aber nimmt sie das Katzengeschrei wahr: Dosen öffnen geht noch ganz gut. Ein oder zwei Löffel Katzenfutter für den Herrn Beutlin - für drei Sekunden der wichtigste Mensch auf der ganzen Welt gewesen. Zumindest das bleibt vorläufig wiederholbar im Rhythmus des sich leerenden Katzenmagens.
Wie genügsam man wird.
Herzkranzgefäße!!! Das hört sich doch wie Siegerkränzchen und Heldinnenpokal an. Warten wir's ab.
Alles fängt damit an, dass der freundliche junge Arzt "Oha" sagt, einfach nur "Oha" und dabei mit schmal geschlitzten Augen auf den Bildschirm starrt. Bis eben war noch alles gut.
"Was ist?", fragt die verunsicherte alte Saeckin.
"Na, gut wäre schon besser gewesen", sagt der Arzt, "Da werden wir lieber mal einen Katheter legen lassen"
Die alte Saeckin fragt sich, wie ein Herzsonogramm und ein Belastungs-EKG dazu führen können, dass ein Katheter gelegt werden muß. Sie geht in sich: keine Blasenschmerzen, keine Inkontinenz, keine Harnverhaltung und was der Unannehmlichkeiten mehr sind.
"Wieso Katheter?", fragt die alte Saeckin vorsichtig, als spräche sie zu einer Ladung Sprengstoff.
"Schlechte Werte. Kann man nix sicher sagen. Vielleicht ist irgendwas zu. Ist aber höchstens so sicher wie ausgewürfelt", nuschelt der Mediziner.
"Irgendwas zu?", echot die alte Saeckin, "Was ist zu??"
"Weiß ich nicht. Muß man nachgucken, kann alles mögliche sein, Gefäße eben, ums Herz rum. Tut ihnen was weh?"
"Nein", antwortet die alte Saeckin wahrheitsgemäß, "Nie. Na, selten jedenfalls"
"Brustbein?" fragt der Arzt.
"Hab ich"
"Nein ich meine Schmerzen"
"Hab ich selten"
"Am Brustbein?"
"Manchmal"
"Ahaaaa. Sehen sie. Müssen wir einen Katheter machen."
"Aber meine Blase ist ganz in Ordnung"
" - . - ?"
"Ich brauche keinen Kahteter!"
"Ihre Herzkranzgefäße müssen wir untersuchen. Ich meine einen Herzkatheter"
"Oh"
"Ja"
"Aha"
Nach einigen dehydrierten Erklärungen meldet man die alte Saeckin in der Herzklinik an. Dann entlässt man sie in Gnaden in eine vorläufige und furchtsame Freiheit.
Drückt es da nicht schon wieder hinter dem Brustbein? Und diese Schmerzen im Rücken, wirklich nur Verspannung? Ach Gottchen, wo hat sich denn bloß plötzlich der hundsgewöhnliche Alltag hin verkrochen?
Drohend klappert morgens der Postkastendeckel. Werbung, zum Glück nur Werbung heute. Warten auf einen Termin. Alltägliches tun und den Alltag trotzdem nicht finden. Neidvoll zur Nachbarin hinüberstarren die Fenster putzt, die Straße fegt und den Fifi Gassi führt. Die hat mehr Alltag als sie braucht.
Die alte Saeckin wünscht sich einen Katheter mit dem man ein wenig Alltag zuführen kann. Dumm-bräsiges Dahintreiben in einer Putzeimerfüllung mit mittelhohen Schaumbergen. Schöner Alltag.
Aber die alte Saeckin surft auf hohen Blutdruckwerten und tiefer gelegten Zukunftsaussichten durch Tage die ihr nur noch sehr teilweise gehören.
Dankbar aber nimmt sie das Katzengeschrei wahr: Dosen öffnen geht noch ganz gut. Ein oder zwei Löffel Katzenfutter für den Herrn Beutlin - für drei Sekunden der wichtigste Mensch auf der ganzen Welt gewesen. Zumindest das bleibt vorläufig wiederholbar im Rhythmus des sich leerenden Katzenmagens.
Wie genügsam man wird.
Herzkranzgefäße!!! Das hört sich doch wie Siegerkränzchen und Heldinnenpokal an. Warten wir's ab.
schreiben wie atmen - 19. Nov, 22:45
783 mal gelesen