Völlig unglaublich: Da will wer was über das altsaeckische Leben wissen. Liebe
la mamma, da haben Sie einer Alten Frau aber eine große Freude bereitet.
*strickt tatterig an ihrem grauen Strumpf weiter und sinnt über mögliche Outings nach*
1.) FREMDSCHÄMEN
Es ist mir höchst unangenehm, ach was, ein Graus ist es mir, miterleben zu müssen wie Mitmenschen sich einfach unglaublich blöde (wenigstens in meinen Augen) aufführen, obgleich sie intelektuell gut genug ausgestattet sind, es nicht zu tun. Solche Auftritte schmerzen mich in zwei Hinsichten:
Erstens tut es mir weh, nicht umhinzukönnen einzugestehen, der gleichen Spezies anzugehören.
Zweitens tut es mir weh, mich selbst deswegen als überheblich, menschenfeindlich und unsolidarisch zu empfinden.
2.) ELBKÄHNE
Es sind die altsaeckischen Füße, die diese Verbindung mit der Flussschifffahrt herstellen. Schuhgröße 45, extraschmal. Sie ahnen was das bedeutet?
3.) HAUSTIERBASHING
Ich verteile alberne und immer mal wieder neu erfundene Schimpf- und Kosenamen an einen Hund und zwei Katzen: Gurkenkönig, Hasenhirn, Hasenfürzchen, Kuschelschnecke, Miezmuschel, Samttrampel, Pupsorgel und ähnlicher Blödsinn kommt dabei heraus. Dafür bleibt dem Herrn Altsack dieses Schicksal (meistens) erspart.
4.) HAUSFRAUENTUGENDEN
Außer der Neigung, immer wieder leckere Mahlzeiten herzustellen, und die Backröhre mit allerlei Gebäck zu beschießen, besitze ich leider keinerlei ausgeprägte hausfraulichen Tugenden. Irgendwann werde ich über eine Wollmaus stolpern, weil kein Licht mehr durch die verdreckten Fenster fällt, und mir dabei das Genick brechen.
5.) MIMIKRY
Eine meiner hervorragendsten Begabungen und lebenslange Begleiterin ist, so zu tun als ob. Ich schaffte es in der Schule oft sehr erfolgreich, so zu tun als ob ich über Wissen verfügte. Als Kind tat ich so, als ob ich ein Werwolf oder ein Maikäfer wäre. Ich tat so, als besäße ich ein Reitpferd und ein rotes Fahrrad. Ich tat so, als sei ich ein gutes Kind. Ich tue so, als beherrschte ich die aktuellen Kommaregeln und könne überdies kein Wässerchen trüben ... Ich muss mich mal einen Moment zurückziehen, um über die aktuelle Lage nachzusinnen.
6.) EIGENBRÖTELEIEN
Damit ist nicht das Backen hauseigenen Brotes gemeint (was ich nichtsdestodennoch regelmäßig tue), sondern wiederkehrende Phasen extremer Menschen- und Öffentlichkeitsscheu. Ich bin dann von niemandem und für nichts zu gebrauchen, weil ich mit mir selber so viel zu tun habe, dass mir (bisher stets vorübergehend) Hören und Sehen vergehen. Problematisch ist das hauptsächlich für Freunde, die sich Freundschaftspflege irgendwie regelmäßiger, wenigstens aber anders vorstellen. Ein SEHR lieber Mensch schenkte mir dafür den Begriff der "Kreativitätsfördernden psychosozialen Auszeit". Das sage ich natürlich nur, um mit meiner Kreativität anzugeben.
7.) VERZETTELUNG
Seit ich einen Stift halten und Papier von einer Tischplatte unterscheiden kann, verzettle ich mich und mein direktes Umfeld. Mit den Jahren wurde es schlimmer, da meine Neugier im gleichen Maße zuzunehmen scheint, in dem meine Merkfähigkeit nachlässt. Wir besitzen viele Zettel. Leere und welche mit was drauf. Die meisten stammen von mir. Hin und wieder kann ich die notierten Sätze oder Stichworte in keinen sinnvollen Zusammenhang mehr stellen. Schade drum. Auch im klassischen Wortsinn verzettle ich mich anscheinend leichter als andere Menschen. Von hundert begonnen Projekten finden maximal zehn Prozent früher oder später (eher später) einen befriedigenden Abschluss. Anstrengend! Und sicher der Grund, aus welchem ich leeren, klaren Räumen eine Liebe entgegenbringe, die zu meinem Leidwesen nicht erwidert wird.
Parallel sammle ich auch schon mal die Weiterreichungsadressen:
Frau Phyllis sähe ich zum Beispiel genau so gerne ergrünen wie
Frau rinpotsche. Auch
Dr. Schein hätte vielleicht Einiges zu bieten. Uuuuuuund Frau
Monique Chantal Huber. Nicht zu vergessen: Der
Herr Trithemius, mal sehen, ob er Lust hat, etwas aus seinem fliegenden Teppichhaus zu schütteln.